Die Idee für einen SchülerHaushalt in Nenzing (Vorarlberg) kam von Florian Kasseroler, dem Bürgermeister der partizipationserprobten Marktgemeinde. Um Kindern und Jugendlichen die Teilnahme an demokratischen Entscheidungsprozessen zu ermöglichen, initiierte er im Jahr 2013 das Beteiligungsprojekt für die Mittelschule und Sportmittelschule. Neben den nötigen Unterlagen wurde dieser von der Gemeinde ein Budget von 5.000 € zur Verfügung gestellt.
Nenzing wollte damit die Jugendlichen an Entscheidungsprozessen beteiligen, die Ausstattung der Schule partizipativ verbessern, die Verbundenheit der SchülerInnen mit ihrer Schule stärken und sie zur Übernahme von Verantwortung motivieren. Alle 295 SchülerInnen zwischen zehn und 14 Jahren wurden in das Projekt eingebunden.
Durchführung des SchülerHaushalts
Die Vorbereitung des SchülerHaushalts wurde vom Schuldirektor, Heinz Tinkhauser, übernommen. Das Informationsmaterial und die Vorschlagsblätter erstellte die Direktion selbst. Das Projekt wurde den KlassenlehrerInnen in der Schulkonferenz vorgestellt und diese gaben anschließend die Infos samt 2-seitigen Foldern und Vorschlagsblättern an die Jugendlichen weiter. Diese wurden außerdem motiviert, ihre eigenen Vorschläge mit fünf UnterstützerInnen zu finden und einzureichen. Das Suchen von Unterstützenden stellte die erste Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Ideen sicher.
Die insgesamt 37 eingereichten Vorschläge wurden anschließend aufgelistet und in den Klassen ausgehängt. Bei der Wahl mit Stimmzettel, Wahlkabinen und -urnenen im März 2014 konnten jeweils drei Vorschläge mit unterschiedlicher Gewichtung angekreuzt werden. Sie führte zu einer demokratischen Entscheidung und reihte die Ideen nach Priorität. Im Zuge der Umsetzungsphase wurde das Wahlergebnis, sprich die fünf Vorschläge mit den meisten Stimmen, ausgehängt und der Marktgemeinde kommuniziert. In einem Treffen mit der Gemeindevertretung folgte die Ausarbeitung der beiden stimmenstärksten Einreichungen. Abschließend fand die Realisierung der Vorschläge in Zusammenarbeit mit der Gemeinde statt.
Ergebnisse
Durch die eingereichten Vorschläge und die Abstimmung der SchülerInnen konnte die wenig genutzte Kugelstoßanlage am Schulgelände durch einen Beachvolleyballplatz ersetzt werden. Zusätzlich wurde der provisorisch eingerichtete Gruppenraum im Obergeschoß der Schule durch eine vielseitig nutzbare Lerninsel ersetzt.
Der zeitliche Aufwand für die Durchführung des Schülerhaushalts stellte sich als sehr gering heraus. Auch die Kosten für Kopien und Ausdruck waren sehr überschaubar, da beispielsweise Wahlurnen und Wahlkabinen von der Gemeinde zur Verfügung gestellt wurden.
Herausforderungen
Herausforderungen im Prozess entstanden insbesondere dadurch, dass Vorschläge häufig nicht mit dem Budget realisierbar waren. Bei der Budgeterstellung sollte ein gewisser Spielraum eingeplant werden, der bei Bedarf in Anspruch genommen werden kann.
Empfehlungen
Von Seiten der Direktion wird empfohlen in jeder Schule und zumindest alle vier Jahre einen SchülerHaushalt durchzuführen. Speziell wenn Sanierungs- oder Umbaumaßnahmen anstehen, würde sich ein solcher Beteiligungsprozess gut eignen. Den Bedürfnissen der Jugendlichen wird man mit einem SchülerHaushalt besser gerecht.
Außerdem kann dem Recht von Kindern und Jugendlichen auf Mitsprache durch SchülerHaushalte nachgekommen werden. Es ist wichtig, dass diese die Möglichkeit zur Mitbestimmung haben, damit sie lernen sich demokratisch zu verhalten und an Entscheidungsprozessen teilzunehmen.
Der Beitrag entstand in einem Interview mit der Direktion und spiegelt die in Nenzing gemachten Erfahrungen. Der empfohlene Ablauf auf Basis von über 50 durchgeführten Projekten eines SchülerHaushalts ist als Plakat, für die Auftaktveranstaltung als Präsentation, in einer 2-seitigen Infobroschüre oder dem 40-seitigen Handbuch aus Deutschland dokumentiert.