Wir führten mit unseren ProjektpartnerInnen der Servicestelle Jugendbeteiligung (SJB) ein Gespräch über deren Praxiserfahrungen zur Betreuung von Schüler*innenHaushalten in Deutschland. Deren Know-How soll die Durchführung von Schüler*innenHaushalten erleichtern und wird im folgenden Interview geteilt.
Wie gestaltet sich Eure Arbeit im Zusammenhang mit Schüler*innenHaushalten?
Unsere Arbeit beschränkt sich im Wesentlichen auf die Vermittlung von Know-How und die Einrichtung der Schüler*innenHaushalt-Website für die jeweilige Schule. Häufig stellen wir Schülerräten das Projekt Schüler*innenHaushalt vor oder nehmen an Auftaktveranstaltungen teil. Darüber hinaus lassen wir interessierten Institutionen Informationsmaterial zukommen und setzen uns mit der Abwicklung von Förderanträgen auseinander. Für die optimierte Durchführung eines Schüler*innenHaushalts online, stellen wir für jede Schule den technischen Zugang unter www.schuelerinnen-haushalt.de her.
Auch unterstützen wir den internationalen Erfahrungsaustausch. So stellten wir Anfang 2015 bei einem Besuch von armenischen Schul-SozialarbeiterInnen das Projekt vor. Die Idee hat gut gefallen, und wir sind gespannt, wann wir vom ersten Schüler*innenHaushalt in Armenien hören werden.
Wie wurde bzw. wird das Projekt in Deutschland beworben?
Das Projekt wurde in erster Linie im Rahmen von Jugendkonferenzen beworben. Mittels einer Kontaktliste und E-Mails wurden außerdem das Schulamt sowie relevante Kommunen informiert. Die Bertelsmannstiftung ermöglichte darüber hinaus einen Postversand an kommunale AkteurInnen.
Welche Herausforderungen treten bei der Durchführung eines Schüler*innenHaushalts auf?
Prinzipiell zeigt sich, dass Schüler*innenHaushalte sehr rasch in aller Munde sind. Etwas verwunderlich ist jedoch, dass es sich häufig als schwierig herausstellt Verständnis von Seiten der Lehrer*innen zu gewinnen. Herausforderungen treten auch dadurch auf, dass die Arbeit der SJB im Eigentlichen ehrenamtlich passiert. Oft führen aber mehrere Schulen in einem Bundesland gleichzeitig einen Schüler*innenHaushalt durch. Dadurch ist es schwierig den Überblick zu bewahren, wenn administrative Schritte zu setzen sind.
Die vielleicht größte Herausforderung bei der Durchführung eines Schüler*innenHaushalts ist jedoch die Sicherstellung einer basisdemokratischen Abwicklung. Der Prozess soll also nicht vom ursprünglich angedachten Konzept abweichen. Ein Schüler*innenHaushalt ist schließlich nicht zielführend, wenn die Lehrer*innenvertretung nur gewisse Vorschläge zur Wahl zulässt und so ihre eigenen Interessen in den Vordergrund rückt.
Wie geht die SJB damit um, wenn Schüler*innenHaushalte vom eigentlichen Konzept abweichen?
Jede Schule ist ein bisschen anders und wir passen den Prozess an Gegebenheiten vor Ort an. Dennoch sollte der Prozess im Kern erhalten bleiben. Wichtig ist für uns, dass die Wertung der Vorschläge von den Schüler*innen selbst durchgeführt wird. Dabei kommt der Einsatz der Internetplattform allen Schüler*innen sehr entgegen. Dort werden alle Ideen, die Unterstützenden und in Folge dann auch die Information zur budgetären Machbarkeit einer Idee angezeigt. So entsteht eine glaubwürdige Transparenz für die Jugendlichen im gesamten Prozess.
Wie wichtig ist der Einsatz der Onlineplattform bei der Durchführung eines Schüler*innenHaushalts?
Die Onlineplattform ist ein zentrales Element in der Durchführung eines Schüler*innenHaushalts. Insbesondere für das Feedback der Kommune hinsichtlich der Umsetzbarkeit von Vorschlägen ist diese meist unerlässlich, da der Aufwand deutlich verringert werden kann. Die Plattform trägt somit wesentlich zur Transparenz des Prozesses bei. Es lässt sich vermeiden, dass Schüler*innen für einen Vorschlag stimmen, der aber aufgrund des begrenzten Budgets gar nicht erst realisiert werden kann. Enttäuschungen und Frustration können so vorgebeugt werden.
Das Ausdruckservice und die Möglichkeit zur Bewertung von Vorschlägen tragen darüber hinaus zu einer Reduktion des Arbeitsaufwandes bei.
Welche Erfahrungen möchtet Ihr abschließend noch mit an Schüler*innenHaushalten interessierten Institutionen teilen?
Die breite Auftaktveranstaltung, sprich das Kick-Off, ist sehr bedeutend. Durch diese kann unterstrichen werden, dass das Projekt von den Initiator*innen ernst genommen wird. Dadurch fühlen sich die Schüler*innen anerkannt und tatsächlich in einen Entscheidungsprozess eingebunden. Es ist schade, wenn Schlüsselpersonen aus der Kommunalverwaltung fernbleiben und dadurch vermitteln, dass es potentiell wichtigere Angelegenheiten gäbe.
Der Beitrag entstand in einem Interview mit Marc D. Ludwig, dem Vorstand der Servicestelle Jugendbeteiligung e.V.
Eine detaillierte Erklärung des Ablaufs sowie der einzelnen Rollen im Projekt finden Sie in der Präsentation sowie in dem 48-seitigen Handbuch aus Deutschland.