Die Jugendlichen zweier vorarlberger Mittelschulen zeigen gerade, wie die Einbindung aller an der Schule mit dem Schülerhaushalt geht. Ein selbstorganisiertes Begleitteam hat Modus und Wahl für Verbesserungen an der Schule erarbeitet und umgesetzt.
In Bludenz und Rankweil setzen Jugendliche gerade zwei Schüler:innenHaushalte erfolgreich um.
Egal ob gemütliche Sitzecke, neue Bälle, Boxsack oder Beete im Schulhof. Im Schüler:innenHaushalt bestimmen die Schülerinnen und Schüler, was in ihrer Schule verändert wird. In diesem Semester stellt das Land Vorarlberg zwei Mittelschulen für ein Pilotprojekt zur Stärkung der Demokratie, Selbstorganisation und Ermächtigung aller jungen Menschen an den beiden Schulen ein Budget von 3.000.- Euro für Verbesserungen zur Verfügung.
Jugendliche gestalten im Organisationsteam selbstverantwortlich den Ablauf
Das Projekt folgt dem Konzept des Schüler:innenHaushalts, das DIALOGPLUS 2015 in Zusammenarbeit mit der Berlinger Servicestelle Jugendbeteiligung an österreichische Schulen brachte. In einem partizipativen Prozess wird ein Organisationsteam aus 5-10 freiwilligen Schüler:innen gegründet, das allen Schüler:innen unabhängig von ihrer Staatsbürgerschaft ermöglicht, ihre Ideen einzubringen, über den Einsatz des Budgets abzustimmen und nach einer Wahl auch gemeinschaftlich umzusetzen. Selbstverantwortlich wird vom Organisationteam an der Gestaltung von Aushängen oder Social Media Beiträgen, dem Sichten der Ideen, dem Erfragen von Machbarkeit und Budgethöhen und der Organisation des Wahltags samt Umsetzung der Siegerideen gearbeitet. Ein bis zwei erwachsene Begleitpersonen unterstützen das Planungsteam dabei. So geht Schule selbst gestalten.
Begleitung über Austauschtreffen, Leitfaden und vor Ort Betreuung
DIALOGPLUS darf die Mittelschule Bludenz und die Sportmittelschule und Mittelschule Rankweil West im Auftrag des Büros für Freiwilliges Engagement und Beteiligung des Land Vorarlbergs betreuen. Über den regelmäßigen Austausch mit der Schulsozialarbeit und Direktion bzw. einzelnen Lehrer:innen konnte mit Hilfe eines Leitfadens das Projekt gut in den Arbeitsalltag der Schulen integriert werden.
Nachhaltige Verbesserungen im Schulalltag
Kinder und Jugendliche haben oft keine Möglichkeit sich an Demokratie zu beteiligen, da sie beispielsweise noch nicht wählen dürfen oder auch selbst mit 16 Jahren durch eine nicht österreichische Staatsbürgerschaft von einer Wahl ausgeschlossen sind. Auch an Schulen ist ihre Möglichkeit zur erlebbaren und selbstwirksamen Mitsprache oft klein. Das Projekt ist eine Chance, Schüler:innen den Prozess der Demokratie, politische Bildung sowie ein Gefühl für Kosten zu vermitteln. Sie übernehmen Verantwortung im Planungsteam, erleben Mitbestimmung über Wahlvorschläge und den Wahltag selbst und können so ihre Schule nach den eigenen Wünschen gestalten. Wie auch in diese beiden Projekte gerade unter Beweis stellen: der Schüler:innenHaushalt ist eine gute Gelegenheit für die Schul(leitung), die Interessen und Anliegen der Schüler:innen in Erfahrung zu bringen, die auch für den künftigen Schulalltag im Rahmen anderer Möglichkeiten verbessert werden könnten. Beispielsweise kamen die Themen der Pausenverpflegung, Entsiegelung von Schulhöfen oder auch die Ball-Tauglichkeit einer Wand in der Mehrzweckhalle als Anliegen auf, die in künftigen Projekten angegangen werden können. Jetzt wird es spannend welche Ideen des Wahlvorschlages nun zur Umsetzung kommen werden.
Einladung in das Landhaus geplant
Nach Umsetzung der Maßnahmen werden die damit verbundenen Aktivitäten von mitwirkenden Jugendlichen im Landhaus Bregenz präsentiert. Hier findet zudem ein informeller Austausch mit den Jugendsprechenden des Vorarlberger Landtags zu Themen der Landesentwicklung statt. Der Idee hat in Deutschland, genauer gesagt in Berlin und Brandenburg, schon länger Fuß gefasst. Bis jetzt durften dort schon über 600.000 Schüler:innen beim Schüler:innenHaushalt mitmachen. Es wäre toll, wenn auch in Vorarlberg und anderen Bundesländern in Österreich noch vielen jungen Menschen diese Chance zur altersgerechten und Lebenswelt nahen Jugendbeteiligung erhalten.