2015 fand an der HAK und BAKIP in Bruck an der Mur (Steiermark) der österreichweit zweite Schüler*innenHaushalt statt. Die Stadtverwaltung stellte ein Budget von 5.000 € zur Verfügung und ermöglichte es Demokratie und Beteiligung in der Schule erlebbar zu machen und die Verbundenheit der Jugendlichen mit ihrer Schule zu stärken.
Von den 395 Wahlberechtigten nahmen 314 Jugendliche an der Wahl mit Stimmzettel und Wahlurnen teil. Nur vier Stimmen wurden als ungültig gewertet. Die Jugendlichen beeindruckten mit einer hohe Wahlbeteiligung und schafften eine sehr repräsentative Entscheidung. Neben der demokratiepolitischen Erfahrung reduzierte sich durch die Umsetzung der gewonnenen Idee – ein zweiter Zentraldrucker für die SchulerInnen – die Wartezeit für die Jugendlichen. Auch verbesserte sich die Kommunikation zwischen Direktion und Schüler*innen.
Durchführung des Schüler*innenHaushalts
Die Steuerungsgruppe für den Schüler*innenHaushalt an der HAK und BAKIP setzte sich aus dem Direktor Anton Zündel, sechs Mitgliedern der Schüler*innenvertretung und der Jugendreferentin der Stadt, Aysha Khosravi, zusammen. Zu Beginn waren einige LehrerInnen eingebunden, durch die sehr aktive Schüler*innenvertretung in dem Projekt, übernahmen in Folge der Schuldirektor und die involvierten Schüler*innen die gesamte Koordination des Prozesses. Die Stadtverwaltung initiierte den Schüler*innenHaushalt, stellte das Budget und Informationsmaterial zur Verfügung.
In Bruck an der Mur verzichtete man auf die empfohlene Auftaktveranstaltung (sh. Infomaterial zum Download). Die Klassen wurden zu Beginn des Prozesses von der Schüler*innenvertretung einzeln über das Projekt informiert. In Teams aus jeweils zwei Personen wurden dabei die restlichen Schüler*innen über den Zweck und Ablauf des Schüler*innenHaushalts aufgeklärt. Zusätzlich wurden Informationsplakate in den Klassen und Gängen platziert.
Aufgelegte Formulare ermöglichten es den Schüler*innen selbst Vorschläge bei ihrer Vertretung einzureichen. Ein Vorschlag musste die Unterschrift von fünf UnterstützerInnen haben.
Insgesamt wurden 30 Vorschläge eingereicht, die dann sortiert wurden. Dabei wurden Doppelte zusammengefasst sowie unrealistische und zu teure Vorschläge aussortiert. Von den 15 Vorschlägen, die davon übrig blieben, wurden nach einer internen Sitzung der Direktion und der Schüler*innenvertretung vier zur Abstimmung vorgebracht. Bei der Wahl konnten diese unterschiedlich stark gewichtet werden. Der Urnengang lief reibungslos und im Wesentlichen ohne Störung des Unterrichts ab. In einem zehn-Minuten-Takt wurde klassenweise in echten Wahlzellen gewählt. An den Gesichtern der Schüler*innen konnte man ablesen, wie groß die Freude und das Interesse am „Wählen gehen“ war.
Die Jugendlichen wurden nach der Auszählung über das Wahlergebnis informiert und es wurde mit der Stadtverwaltung ein Treffen bezüglich der Umsetzung der Vorschläge vereinbart.
Ergebnisse
Als stimmenstärkster Vorschlag der Wahl ging ein zweiter Zentraldrucker für die Schüler*innen hervor. Durch diesen konnte die Serviceleistung der Schule an die Jugendlichen erhöht werden, da die Wartezeiten für Ausdrucke deutlich verringert wurden. Die zweitmeisten Stimmen erhielt der Vorschlag zu mehr Sitzmöglichkeiten im öffentlichen Bereich. Diese Idee fördert die Kommunikation und Interaktion unter den Jugendlichen.
Die Kosten für den Schüler*innenHaushalt beliefen sich neben dem Budget für die Umsetzung auf Druckgebühren. Auch der zeitliche Aufwand hielt sich in Grenzen, weshalb das Projekt schnell und ohne große Probleme durchführbar war.
Zusätzlich wirkte sich das verantwortungsvolle Agieren der Schüler*innenvertretung positiv auf den Prozess aus und vereinfachte den Ablauf deutlich.
Durch den Schüler*innenHaushalt wurde die Schulleitung auch auf Wünsche und Bedürfnisse der Jugendlichen aufmerksam, die sich aus dem eigenen Schulbudget realisieren ließen.
Die Schüler*innen gaben an, dass sie sich durch den Schüler*innenHaushalt von der Stadt Bruck an der Mur ernstgenommen fühlten. Es herrschte Freude darüber, dass man so viel Vertrauen bekam und über eine hohe Geldsumme entscheiden durfte. Die Verbindung zur Stadt und Schule stieg mit dem Projekt.
Herausforderungen
Einige der eingebrachten Vorschläge ließen sich nicht mit dem festgelegten Budget realisieren. Herausfordernd für die Jugendlichen war es, im vorgegebenen Rahmen von € 5.000.- finanziell umsetzbare Ideen zu entwickeln. Manche Klassen gaben an, dass auf ihre Bedürfnisse bereits bestmöglich eingegangen wurde, da viele Maßnahmen schon früher umgesetzt wurden.
Empfehlungen
Der Schüler*innenHaushalt an der HAK und BAKIP zeigte, dass ein solcher Prozess wesentlich sein kann, um zu erkennen welche Bedürfnisse die Schüler*innen haben. Durch einen repräsentativen Wahlprozess konnte ein aussagekräftiges Ergebnis mit durchführbaren Maßnahmen erarbeitet werden.
Die Direktion würde das Projekt SchülerHaushalt gerne an der Schule wiederholen. Dadurch, dass die Stadt ein Budget zur Verfügung stellte, zeigte sie, dass sie demokratische Prozesse bei Jugendlichen ernst nimmt. Dadurch bekam die Kommune gleichzeitig auch mehr Publicity, weil die Schüler*innen einen solchen Prozess direkt wahrnahmen, während andere finanzierte Projekte häufig nicht registriert wurden.
Der Direktor empfiehlt anderen Bildungseinrichtungen einen Schüler*innenHaushalt auch deshalb, weil Schüler*innen nicht nur einen Ablauf eines demokratischen Entscheidungsprozess erfahren. Sie müssen sich auch mit dem begrenzten Budget auseinandersetzen und in diesem Rahmen Lösungen finden.
Der Beitrag entstand in einem Interview mit Anton Zündel wie der Schüler*innenvertretung vor Ort und spiegelt die in Bruck gemachten Erfahrungen.
Der empfohlene Ablauf auf Basis von über 50 durchgeführten Projekten eines Schüler*innenHaushalts ist als Plakat, für die Auftaktveranstaltung als Präsentation, in einer 2-seitigen Infobroschüre oder dem 48-seitigen Handbuch aus Deutschland dokumentiert.